Künstliche Intelligenz in der Berufsbildung – Chancen und Herausforderungen

Die Berufsbildung in der Schweiz ist ein stark vernetztes, aber zugleich fragmentiertes System. Betriebe, überbetriebliche Kurse und Berufsschulen arbeiten zusammen – oder eben oft nicht. Genau hier liegt eine der grossen Herausforderungen, wenn es um die Einführung neuer Technologien wie Künstliche Intelligenz (KI) geht.

Langsamer Fortschritt bei Digitalisierung

Seit über 20 Jahren wird über Blended Learning und digitale Lernplattformen gesprochen. In der Praxis nutzen viele Schulen Lernmanagementsysteme jedoch nur als Ablage für Folien und Dokumente. Echte digitale Konzepte, die den Unterricht neu denken, sind nach wie vor die Ausnahme. Der Hauptgrund: Es fehlen Inhalte, die systematisch und einheitlich zur Verfügung stehen.

KI verändert die Rolle der Lehrenden

KI wird diesen Stillstand nicht einfach beseitigen, aber sie verändert die Spielregeln. Lehrpersonen nutzen bereits heute KI, um Tests und Unterrichtsmaterial zu erstellen. Lernende wiederum greifen auf KI-gestützte Lernmodi zurück, die ihnen individuelle Pfade aufzeigen. Damit wird der traditionelle Frontalunterricht zunehmend abgelöst: Lehrpersonen werden mehr und mehr zu Coaches, die Lernprozesse begleiten, anstatt allein Wissen zu vermitteln.

Offene Fragen und Widerstände

Doch der Weg ist nicht frei von Hindernissen:

  • Mangelnde Zusammenarbeit zwischen Schulen, überbetrieblichen Kurszentren und Organisationen der Arbeitswelt blockiert Innovationen.
  • Urheberrechtliche Fragen sind ungelöst. KI „lernt“ aus bestehenden Inhalten, aber wie die ursprünglichen Autorinnen und Autoren fair entschädigt werden sollen, ist unklar.
  • Komplexe Entscheidungswege in der Berufsbildung führen dazu, dass jede Neuerung Jahre, wenn nicht Jahrzehnte braucht, bis sie sich durchsetzt.

Ausblick

Trotz aller Schwierigkeiten ist klar: KI wird schneller, als wir denken, ein integraler Bestandteil der Berufsbildung sein. Innerhalb der nächsten fünf Jahre dürften ausgereifte Systeme entstehen, die personalisierte Lernpfade ermöglichen. Die Frage ist nicht, ob KI die Berufsbildung prägen wird, sondern wie es gelingt, die rechtlichen, organisatorischen und inhaltlichen Stolpersteine aus dem Weg zu räumen.

Wer diese Herausforderungen ernst nimmt und bereit ist, Kooperationen einzugehen, kann dazu beitragen, dass die Berufsbildung in der Schweiz auch im digitalen Zeitalter ihren hohen Stellenwert behält.

Posted in Berufliches, Bildung

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert